Mit synchronisiertem Zeitfenster-Management zum optimierten Warenfluss

Im Rahmen des 28. Handelslogistik Kongress in Köln gaben wir mit unseren mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Transportlogistik des Einzelhandels und mehr als 100 Einzelhändlern auf unserer Plattform einen tiefen Einblick in die heutigen Herausforderungen der FMCG-Lieferkette. Unterstützt wurden wir dabei von zwei großen FMCG-Kunden, die ihre logistischen Herausforderungen präsentierten: Coca-Cola und Intersnack.

Wer war dabei?

Judith Wachten

National Transportation & Distribution Manager, Coca Cola Europacific Partners

Guido Schierhofer

Supply Chain Director, Intersnack SE

Tim Bruun

Head of Customer Management - Retail and Fast-Moving Consumer Goods, Transporeon

Bestellprozess und Transportprozess auf FMCG-Seite

Zu Beginn des Vortrags skizzierte Judith Wachten kurz den Prozess einer Bestellung bei Coca-Cola vom Bestelleingang bis zur Auslieferung: „Die Bestellungen gehen bei uns in SAP über unterschiedliche Bestellwege ein. Wir verplanen sie dann und übergeben sie über Transporeon an unseren Carrier. Sobald der Spediteur den Transport akzeptiert hat, müssen Zeitfenster gebucht werden, sowohl an unseren Standorten als auch bei den Kunden. Schließlich kommt zum Tag X entsprechend der LKW, nimmt die Ware auf und dann geht es Richtung Kunde.“

Herausforderungen

Darauf aufbauend stellte Guido Schierhofer dar, vor welchen Herausforderungen Intersnack bei der Transportlogistik steht. Er berichtete von über 78.000 Transporten pro Jahr und dem Wachstum in den vergangenen Jahren. Dabei sei es nicht einfach, bei 200 bis 450 LKW pro Tag die Übersicht zu behalten: „Wenn der Kunde fragt: ‚Wo ist meine Ladung?‘, dann würde ich gerne sagen können: ,Sie ist noch eine Stunde entfernt‘.“ Sein Wunsch: weniger Kapazitäten durch ein starres Zeitfenstermanagement verschenken und mehr Transparenz, wo welcher LKW ist: „Hier hat Transporeon uns zugesagt, dass wir einen großen Schritt vorwärts machen können.“

Bei Coca-Cola gestalte sich die Situation ähnlich, wie Judith Wachten erläuterte: „Wir haben 14 Produktionsstandorte und 300 LKW, die täglich direkt in die einzelnen Outlets fahren. Auf der anderen Seite haben wir Transporte zwischen unseren Werken.“ Einschließlich der Zentrallagerbelieferung kämen 700 bis 1000 Transporte pro Tag zusammen, die Coca-Cola an eine von 14 Vertragsspeditionen vergibt. „Wir haben die Herausforderung, die sich uns auch schon in den letzten Jahren gestellt hat: ‚Wie monitoren wir diese Transporte?‘. Wir arbeiten schon viele Jahre mit Transporeon zusammen und hatten ein gewisses Transparenz-Level erreicht.“ Nun sei es darum gegangen, mit Real Time Visibility eine Antwort auf diese Fragen zu finden – für die Belieferung insgesamt, insbesondere im Bereich Zentrallagerbelieferung, aber auch für den eigenen Werk-zu-Werk-Verkehr. 

Die aktuelle Situation stelle Unternehmen vor weitere Aufgaben. Nicht nur der Krieg in der Ukraine, sondern auch Fahrermangel sowie die Pandemie und ihre Auswirkungen beeinflusse die Verfügbarkeit von Kapazitäten, so Judith Wachten. „Während der Pandemie sind einzelne Unternehmer aus dem Markt ausgeschieden. Wir merken, dass dieser Frachtraum fehlt und wir täglich neue Carrier suchen müssen, die uns mit Kapazitäten unterstützen können.“

Bei Intersnack käme hinzu, dass viele der Produkte promotionsgetrieben seien, was extreme Spitzen produziere. „Es gibt auch heute noch sehr kurzfristige Erhöhungen oder Absenkungen gegenüber dem Forecast und das kann in Spitzenzeiten nicht über starre Transportsysteme in einem sehr engen Markt abgedeckt werden“, erklärte Guido Schierhofer.

Eine weitere Schwierigkeit stelle sowohl für beide Unternehmen als auch für deren Spediteure die Zeitfensterplanung dar. Sowohl auf Verlader- als auch auf Entladerseite gebe es hier Optimierungspotenzial. „Wir versuchen zu kommunizieren, aber wenn man 450 LKW noch manuell auf einem Stück Papier und mit E-Mails hin- und herschieben muss, ist das unglaublich schwierig. Das ist definitiv kein Zukunftsmodell. Wenn Ihr Flugzeug den Landeslot verpasst, dann musste noch nie einer von Ihnen zwölf Stunden warten, bis Sie aussteigen dürfen. Warum sind wir nicht in der Lage, genauso flexibler auf den Bedarf zu reagieren?“, fasste Guido Schierhofer zusammen.

Wie unflexibel das System ist, zeigen die Zahlen von Transporeon: Transportdienstleister sind im Durchschnitt 100 Minuten vor dem vereinbarten Lieferzeitpunkt vor Ort, um einen Puffer zu haben. „Aus unserer Sicht ist das enorme Ressourcenverschwendung“, brachte Tim Bruun es auf den Punkt.

 

Lösung: Dynamisches Zeitfenstermanagement mit Real Time Visibility

Um diese Ressourcen effizienter nutzen zu können, setzt Coca-Cola auf ein dynamisches Zeitfenstermanagement, das Judith Wachten kurz vorstellte. Im Rahmen der Einführung von Real Time Visibility by Sixfold habe man sich damit auseinandergesetzt, wie man die Echtzeitdaten nutzen und an den Standorten flexibler reagieren könne. Schließlich arbeite man bei Coca-Cola schon recht lange mit dem Zeitfenstermanagement, haben aber bei den Durchlaufzeiten gemerkt, dass sie nicht weiter optimiert werden können. Die Dynamisierung der Zeitfenster und die Transparenz der Durchlaufzeit waren Lösungsansätze, um mehr LKW abfertigen und die Wartezeiten reduzieren zu können. „Wir haben die möglichen Time Slots als Vier-Stunden-Intervalle definiert. So hat der Spediteur die Möglichkeit, sich in dieses Vier-Stunden-Intervall einzubuchen. Wir schauen uns dann die ETA-Daten an und stellen die Ware entsprechend bereit. Das funktioniert sicherlich nicht immer und es gibt noch Optimierungsbedarf. Wir haben aber deutlich gesehen, dass es hilft, den aktuellen Problemen in der Realität entgegenzuwirken.“

Ansonsten würde ein Spediteur ein Zeitfenster um 6:00 Uhr buchen, obwohl der LKW niemals um 6:00 Uhr kommt. Es ginge darum, sich ein Zeitfenster zu sichern. Was dann in der Realität passiere, sei etwas ganz anderes. Viele LKW kämen zu früh oder zu spät. Um zum Kern des Problems zu kommen, müsse man sich das ganze Modell anschauen und die Frage stellen: „Was müssen wir auch als Verlader anders machen?“ Außerdem gäbe es noch die andere Seite, was zu der Frage führt: „Welche Möglichkeiten haben wir noch auf der Entladerseite?“

Als zweite Herausforderung nannte Judith Wachten das Thema proaktive Kundeninformation: „Weil wir die Transparenz in der Vergangenheit nicht hatten, konnten wir im Zweifel erst in die Recherche einsteigen, wenn der Kunde sich meldet und fragt, wo der LKW ist.“ Das seien zwei Probleme von vielen, die in den letzten Jahren herausgearbeitet und intern, aber auch zusammen mit Transporeon, angegangen wurden.

Sneak Preview: Transporeon Supply Chain Sync

Während Real Time Visibility von Transporeon mit seinem Echtzeit-Tracking bereits enormes Optimierungspotenzial bietet, gab Tim Bruun auf der LOG einen Ausblick auf eine neue Lösung, die jetzt auf der Plattform verfügbar sein wird. 

Transporeon Supply Chain Sync ist eine ganzheitliche Door-to-Door-Betrachtung: vom Hersteller über den Spediteur zum Handelslager. Das bringt für alle Beteiligten Vorteile:

  • Synchronisation von Bestell- und Transportprozessen
  • Umfassende Verfügbarkeit von Fahrzeugdaten
  • Door-Door-Sichtbarkeit
  • Wechselseitiger Einblick in die gesamte Supply Chain

Klassischerweise gäbe es laut Tim Bruun im Handel einen Abholprozess und einen Anlieferprozess, die nicht integriert seien. „Genau das Thema sind wir jetzt angegangen”, sagte er. „Wir haben einen geschlossenen Datenfluss entwickelt, bei dem sowohl auf der Abholseite als auch auf der Anlieferseite die Zeitfenster simultan durch den Spediteur geplant und gleichzeitig beide Seiten Real Time Visibility über die Sendung bekommen können.“

Dabei gehe es aber nicht darum, schon eine komplett fertige Lösung einzuführen, sondern einen Entwicklungsprozess zu durchlaufen. „Das kann nur funktionieren, wenn alle Player zusammenspielen, Lieferanten, Transportdienstleister und auch der Handel. Es ist ein gemeinsamer Entwicklungsweg, auf dem wir uns bewegen müssen, um die Effizienzen zu heben“, so Tim Bruun.
Auch Guido Schierhofer sah großes Optimierungspotenzial in dieser Lösung und erklärte es an einem praktischen Beispiel: Wenn sich ein LKW beim Anlieferprozess online anmelden und direkt zur Rampe durchfahren könnte, würde das 20 Minuten sparen. Bei 80.000 LKW wäre das unglaublich viel Zeit. „Diese Sache kann nur zusammen funktionieren. Ich will nicht auf Kosten anderer optimieren. Vielmehr weiß ich, dass wir alle davon profitieren können.“

Jetzt gehe es darum, die richtigen Regeln und Mechanismen zu entwickeln. „Was tun wir? Was wollen wir gemeinsam machen? Und wo wollen wir hin?“, fragte Guido Schierhofer. „Wenn wir jetzt einfach so weiterarbeiten, würden wir uns nicht vorwärtsbewegen. Die Ressourcenknappheit wird zunehmen.“ Er sähe Wettbewerbsvorteile in einer Zusammenarbeit und auch der Handel würde profizieren, weil er zuverlässiger beliefert würde.  

Judith Wachten stimmte dem zu: „Aber nur wenn die Prozesse Hand in Hand funktionieren und vor allem, wenn die Kommunikation automatisiert ist. Allein durch E-Mail-Verkehr binden wir momentan so viele Ressourcen. Ressourcen, die wir nutzen könnten, um die Belieferung sicherzustellen und proaktive Informationen zu geben. Die Themen Knappheit an Ressourcen und an Frachtraum werden uns weiter beschäftigen und sich nicht von allein lösen. Es hilft auch nicht, immer mehr Kapazitäten reinzustecken und zu sagen, das heilen wir mit Geld, mit zusätzlichen Ressourcen.“

Supply Chain Sync ermöglicht eine ganzheitliche Door-Door Betrachtung

Abschließend fasste Tim Bruun die Rolle von Transporeon zusammen: „Wir sind eine digitale Logistikplattform. Wir vermitteln zwischen allen Playern in der Kette. Wir sehen es ganz genauso, wir können es nur gemeinsam schaffen. Wir liefern die Daten, die wir nutzen müssen, um die Ressourcen besser und intelligenter einsetzen zu können. Das ist der Weg, den wir mit Ihnen auf der Verladerseite gegangen sind. Aber wir sollen sie jetzt auch mit unseren Handelskunden gemeinsam gehen. Insofern geht es für uns um Innovation, die wir nur in Kooperation schaffen können. Und das ist auch unsere Botschaft an die Kundschaft aus dem Handel, die hier im Saal sitzt: Wir wollen mit Ihnen, mit den Lieferanten, aber auch mit den Händlern gemeinsam weiterarbeiten. Wir wollen die Daten, die wir haben, nutzen, um Kapazitäten zu heben und Ineffizienzen zu vermeiden.“