Philipp Pfister, Sector Vice President at Transporeon

Von der Konnektivität zur Interoperabilität

Philipp Pfister, Sector Vice President bei Transporeon

20.03.2025 | 4 min

Bei Verladern und Spediteuren sind die Ressourcen endlich: Engpässe bei Mitarbeitern, Verzögerungen im Yard, äußere Einflüsse auf die Routenplanung und fehlende Transparenz zwingen alle an der Transportkette Beteiligten immer wieder dazu, kurzfristig umzuplanen. Abhilfe könnte dabei eine cloudbasierte neutrale Transportmanagement-Plattform schaffen.

 

Der Druck auf die Lieferketten bleibt hoch: Geopolitische Konflikte, Umweltkatastrophen, Streiks, Personalmangel, Staus auf den Straßen und an der Rampe werden auch in Zukunft alle an der Transportkette Beteiligten immer wieder in die Situation bringen, kurzfristig umplanen zu müssen. Unsicherheit gehört heute zur Normalität, Handeln im Ausnahmezustand ist inzwischen an der Tagesordnung. Wer heute bei Störungen in der Lieferkette Informationen über unterschiedliche Verkehrsträger und womöglich über Zeitzonen hinweg recherchieren und analysieren muss, verursacht nicht nur hohe Aufwände und Mehrkosten, sondern verliert auch Zeit.

Das Zauberwort lautet Digitalisierung und die damit einhergehende Visibilität aller Sendungen auf allen Verkehrsträgern in Echtzeit. Allerdings sind bis heute Insellösungen die Realität. In einer fragmentierten Systemlandschaft können jedoch weder End-to-End-Transparenz noch Effizienzsteigerungen realisiert werden.

Je mehr Systeme im Netzwerk miteinander arbeiten müssen, desto schwieriger ist es, Informationen zwischen den Teilnehmern auszutauschen. Große heterogene Netzwerke erfordern daher Standards, die von verschiedenen Systemen erkannt, interpretiert und verarbeitet werden können – eine echte Herausforderung, denn im Güterverkehr hat sich ein Datendschungel etabliert.

Beispiel Telematik-Systeme: Allein in der DACH-Region gibt es dutzende Anbieter solcher Lösungen. Jedes Tool erzeugt eine große Menge einzelner Datensätze. Wenn Verlader oder Spediteure mit vielen Frachtunternehmen zusammenarbeiten, müssen Systeme zur Analyse verschiedener Datenquellen integriert werden.

Eine Lösung für das Problem, die widerstandsfähig, skalierbar und zukunftsorientiert ist: eine cloudbasierte neutrale Transportmanagement-Plattform, die Verlader, Frachtführer, Spediteure und Handelsunternehmen zusammenbringt. Diese schafft den Sprung von der Konnektivität zur Interoperabilität, indem sie die verschiedenen eingehenden Daten liest, in einen (Plattform-)Standard umwandelt und einen Datenpool mit einem gemeinsamen Format generiert. 

Diesen Weg ist beispielsweise LKW WALTER gegangen. Der Logistikdienstleister mit Hauptsitz in Wiener Neudorf beschäftigt über 1.650 Mitarbeiter, ist familiengeführt und feierte im Jahr 2024 sein 100-jähriges Bestehen. Mit einer konsequenten Digitalisierung steigert das Unternehmen seine Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit. Simone Neuwirth, die bei LKW WALTER für Business Automation zuständig ist, berichtete auf dem „Transporeon Summit 2024“ in Wien, warum sich LKW WALTER für das Arbeiten auf der Plattform und die Nutzung des Dock- und Yard-Management-Tools von Transporeon entschieden hat.

Jeden Tag wickelt LKW WALTER über 7.000 FTL-Transporte (Full Truck Load) ab und bucht um die 25.000 Time Slots pro Woche. Ziel war es, den Planungsprozess für Transportpartner und Fahrer zu vereinfachen.

Mit Hilfe des Dock- und Yard-Management-Tools lassen sich Ankunftszeiten von Ladungen besser vorhersagen: Häufige Ursachen für Verzögerungen – wie Streiks, Staus und technische Schwierigkeiten – können für das menschliche Auge völlig zufällig erscheinen. Aber wenn ein KI-Modell über einen Zeitraum Daten analysiert, kommen verborgene Muster zum Vorschein.

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Ob exakte Position, frühe Ankunft, verspätete Ankunft, daraus resultierende Wartezeiten – der gesamte Prozess ist nun für die Beteiligten transparent und einsehbar: Zum einen können Fahrer besser planen, wie sie ihre Strecke gestalten und Anlaufstellen wie Service-Station, Tankstelle und Security-Parken nutzen. Wenn alle integriert sind, zum Beispiel auch Warehouses, können Time-Slots nach klaren Regeln auch dynamisch ausgetauscht werden – frühe Ankünfte bekommen Slots der Verspätungen und umgekehrt. Das soll die Arbeit der Fahrer erleichtern, stundenlanges Warten beenden und das Problem des Fahrermangels mindern.

Durch Interoperabilität, die Analyse von Daten, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML) sollen Ressourcen möglichst effizient eingesetzt werden – auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Unternehmen können Fortschritte erzielen, indem durch Visibilität in Echtzeit bestehende Ineffizienzen sichtbar werden. Auf diese Weise sollen Leerkilometer reduziert werden, Mitarbeiter in nachhaltigen Fahrpraktiken geschult und Verkehrsmittel sinnvoll kombiniert werden, um Emissionen zu minimieren. Dies ist effektiver, wenn es gemeinsam und standardisiert geschieht: Für Spediteure ist es zum Beispiel viel einfacher, Leerfahrten zu reduzieren, indem im Netzwerk Ladungen für Rückfahrten gefunden werden.

Auch bei der Beschaffung und Angebotserstellung kommen KI und ML ins Spiel: Wurde bisher viel Zeit mit manueller Recherche und dem Erstellen von Angeboten verbracht, lässt sich heute das Angebotsverfahren im Spotbereich automatisieren. Das Transporeon Tool „Autonomous Quotation“ zum Beispiel ermöglicht es Transport- und Logistikdienstleistern, eingehende Transportanfragen zu priorisieren und Kunden mit präzisen Preisen für Lkw-Spottransporte zu bedienen, die auf prognostizierten Marktpreisen basieren. Dabei werden die Angebote auf Basis individueller Angebotsstrategien der Nutzer erstellt: Kriterien wie Margenanforderungen, Art oder Ausstattung des Transportmittels, Entfernung, Ziel sowie Abhol- und Lieferfenster können definiert werden. Das Modul basiert auf einem trainierten Prognosemodell und wird durch Data Science und Algorithmen des maschinellen Lernens unterstützt. Diese beziehen die gewonnenen Angebotsergebnisse ein und werden so im Laufe der Zeit noch präziser.

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Von Frachteinkauf und Transportabwicklung bis hin zu Dock- und Yard-Management sowie Zahlungs- und Audit-Prozessen – schon heute stehen für spezifische Herausforderungen in der Logistik ausgereifte IT-Lösungen und Tools zur Verfügung. Data Hubs neutraler Plattformen liefern zudem wertvolle Erkenntnisse über Logistikprozesse, Marktentwicklungen und CO2-Emissionen, während Visibility-Tools für Transparenz in den Lieferketten sorgen.